Tag 3 Cupping mit vielen Freunden


Es ist immer wieder unglaublich wie laut es auf einer Kaffeefarm bzw. im Dschungel ist: Truthähne, Hühner, Grillen, Katzen und Hunde können echt jede Menge Krach veranstalten. Einschlafen und Aufwachen mal anders.

Um 8:00 Uhr sollte das grosse Treffen im nagelneuen Beneficio losgehen, um 8:45 Uhr ging es dann los, rekordverdächtig pünktlich für mittelamerikanische Verhältnisse.

Im Viereck angeordnet saßen sich letztendlich 8 Vertreter von Kooperativen (eine davon APPAECE), 1 Cafébetreiber, 2 Exporteure und Quijote Kaffee gegenüber. Nach einer Vorstellungsrunde ging es dann mit dem Cupping los. Drei Mitarbeiter von "as green as it gets" hatten Cuppingschalen, Löffel, Wassserkocher, Waage, Clipboards und insgsamt 9 Samples mitgebracht.

Die Vorbereitung war grossartig Andi ("as green as it gets") brachte sogar Infos über jede einzelne Sampleröstung mit. Ich war total beeindruckt, so etwas hatte ich bisher noch nicht erlebt. Die Samples waren toll (hell) geröstet, so das man Defekt und das Potential gut erkennen konnte.

Die meisten der Farmer hatten so etwas noch nie gesehen, geschweige denn selbst mitgemacht. Andi dolmetschte für mich, während ich den Ablauf so einfach erklärte wie möglich. Das Interesse war immens. Insgesamt standen über 50 Leute um einen kleinen Tisch (3m x 0,70 m) herum. Da es pro Sample nur 3 Schalen gab, haben wir darum gebeten, dass nur 2 Mitglieder von jeder Kooperative mitmachen. 5 Samples wurden so verkostet und die Resonanz und das Interesse war großartig. Wir haben das Cupping aufgrund der hohen Begeisterung nicht ganz exakt (Zeit) gemacht, da es in meinen Augen unfair gewesen wäre, zu sagen "jetzt ist Schluss", ganz gleich ob probiert oder nicht, wir müssen jetzt Aufgießen, die Kruste brechen etc.. Letztendlich zog sich das Ganze inklusive Besprechen über 2 h hin, aber wie schon gesagt, das Interesse war großartig und vielversprechend. Die zweite Cuppingrunde mußte jedoch deshalb ausfallen, aber wir hatten noch vieles zu besprechen. Großes Thema wie erwartet war das Thema "Roya" (Kaffeerost - die Blätter verfärben sich, fallen letztendlich ab und übrig bleibt ein Kaffeestrauchskelett), diese Pilzkrankheit, die komplette Kaffeebestände innerhalb weniger Monate zum Großteil oder komplett zunichte macht. In Guatemala sind insgesamt 8000 ha so stark betroffen, dass man die Pflanzungen komplett erneuern muss, das kostet natürlich und die neuen Pflanzen ereilt oft das gleiche Schicksal.

Der Mitarbeiter von "Planeta Uno" brachte sogar neue Theorien für die Ursachen auf den Tisch: Die Gringos sind Schuld, bzw. die magnetische Strahlung der Sonne verwirrt die Pflanzen. Nicht gerade seriös, wenig hilfreich und meiner Meinung nach nur irreführend. Auch wenn das unwahrscheinlich klingt, die Produzenten hier vor Ort haben keinen oder nur sehr eingeschränkt Zugang zum Internet oder gar unabhängigen Agronomen. Die Optionen zum Schutz der eigenen Lebensgrundlage umfassen gnadenloses Zurückschneiden, Düngen, Chemiekeulen, neue Sorten oder scheinbar kompliziert herzustellende Organic-Mittel, die für teures Geld angeboten werden.

Nicht wenig Interesse und Emotionen kamen auf, als Andi und ich von den Exportmöglichkeiten geredet haben und versucht haben, zu erklären wie die Europäer und Co. zu gutem Kaffee stehen und welche Ansprüche es gibt.

Für ein Gespräch mit den 2 Delegierten von APPAECE und dem diesjährigen Exporteur ("Planeta Uno") blieb nur wenig Zeit, aber übermorgen sehen wir sie und die Anderen von APPAECE wieder bzw. zum ersten Mal, denn dann reisen wir nach San Marcos.

Da die Anfahrtswege, wie anfangs schon gesagt zumeist extrem lang waren, wurde das Treffen um kurz nach 3 beendet. Rigo hatte wirklich Großartiges geleistet, der er hat sie alle zusammen getrommelt - ein Treffen in diesem Umfang gab es bis dato noch nicht. Die Presse war natürlich auch von Rigo eingeladen, mal sehen wie das wird.