Indien 2023


Tag 5 (03.03.2023)

Farmbesuche und Abreise

Der heutige Tag stand zwar schon im Zeichen der Abreise, aber vormittags konnten wir die Zeit noch für zwei weitere Farmbesuche nutzen.
Nach dem letzten Frühstück bei Chackochans Frau Grace und Tochter Angel fuhren wir zunächst zu Mathai T J. Er hat nach seiner Pensionierung als Bankangestellter vor einigen Jahren schon die Farm von seinem Vater komplett übernommen. Auf der gestrigen Versammlung bei Vanamoolika war er mir schon als sehr eloquenter, engagierter Redner und Verfechter des Solidaritätsgedankens innerhalb der Produzentengemeinschaft aufgefallen.
Seine Farm liegt traumhaft schön am Hang und bietet einen tollen Ausblick. Zur Begrüßung bekamen wir jeder eine frisch von der Palme geschlagene Kokosnuss. Nachdem wir die herrlich erfrischende Kokosmilch getrunken hatten wurden die Früchte komplett aufgeschlagen und mit einem aus der Schale herausgetrennten Schaber das Kokosfleisch herausgelöffelt. Mega lecker und auch das alles 100% Bio.
Frisch gestärkt machten wir dann noch einen Spaziergang durch seine Farm. Mathai T J hat als einer der wenigen Farmer keinen Multicrop, das heißt er baut ausschließlich Kaffee (und eine ganz kleine Menge Pfeffer) an. Die Bäume sind bereits in den 1960er Jahren von seinem Vater gepflanzt worden, werfen aber immer noch eine gute Ernte ab, da es sich um eine alte Waynad-Varietät handelt. Die heutzutage bevorzugte CxR Variante ist eine Kreuzung mit höherem Ertrag aber gleichzeitig auch kürzerer Lebensdauer. Auch bei Mathai T J lief gerade das Pruning an, die erste Bäume waren bereits geschnitten.

Danach ging es dann zu einem besonderen Farmer. Y R Palia habe ich bisher auf jeder meiner Reisen besucht. Er spricht außergewöhnlich gut englisch und ist ein exzellenter Unterhalter. Dabei hält er auch mit seiner politischen Meinung nicht hinter dem Berg, was ihm gerade kürzlich die Sperrung seines Facebookaccounts einbrachte.
Die Farm von Mr. Palia ist für hiesige Verhältnisse sehr groß und fast komplett von dichtem Waldgebiet umgeben. Demzufolge tummeln sich auf seinem Grundstück fast jeden Nacht Elefanten, Hirsche und ab und zu auch Tiger und Leoparden. Seine Kaffeebäume sind extrem alt, der Ertrag sinkt von Jahr zu Jahr und die Bäume stehen dazu auch noch sehr weit auseinander, teilweise gibt es riesige Lücken. Eine Verjüngung und Nachverdichtung wäre daher auf jeden Fall notwendig. Neuanpflanzungen sind aber nicht möglich, da sämtliche Schutzzäune von Elefanten zerstört und die Pflanzen sofort von Wild abgefressen werden. Ich hatte die Problematik ja gestern schon beschrieben, diese Situation hier war das vielleicht krasseste Praxisbeispiel dafür. Für notwendige bauliche Maßnahmen fehlt aber das Geld und die örtlichen Behörden stellten sich bisher auch quer. Mr. Palia hatte uns daher aufgrund dieser Perspektivlosigkeit schon länger sein Leid geklagt. Vor Corona hat er als Nebenerwerb zwei Homestays (Woodside Homestay) auf seinem Grundstück errichtet.
Nun scheint aber Bewegung in die Sache zu kommen. Noch sei nichts spruchreif, aber wenn alles klappt könne er schon in diesem Jahr endlich die dringend notwendige Verjüngungskur auf seiner Farm durchführen. Sichtlich beschwingt servierte er uns dann noch einen selbstgemachten Ananaslikör.

Ich bin schon gespannt darauf, wie sich die Dinge entwickeln und musste ihm schon jetzt versprechen, nächstes Jahr auf jeden Fall eine Nacht in einer der Hütten zu verbringen.
Als wir dann wieder auf die Straße einbogen um zurückzufahren, traute ich meinen Augen nicht: Der Pick-Up vor uns hatte auf seiner Ladefläche tatsächlich einen Elefanten geladen.
Dieser kuriose Zwischenfall war dann auch gleichzeitig der Abschluss dieser wie immer gelungenen Reise zu unseren Partnern von Organic Wayanad und Vanamoolika.