Honduras 2023 (2)


Tag 2 – 19.09. 2023

Das Hotel entpuppte sich für mich als 6er im Lotto: sauber, ruhig (mit Ohrstöpsel - :D) und das Frühstück war wie Weihnachten.
12 Warmhalteplatten z.B. mit Bohnen, gedünstetem Gemüse, dreierlei Fleischsorten, platanos fritos (frittierte Kochbanane) und Tamales (Maisteig gefüllt mit Hühnchen und einer grünen Salsa), Mexikanische Conchas (süßes Brot), und Gorditas mit Käse (gefüllte Teigfladen aus Maismehl). Zusätzlich gab es alles, was man vom internationalen Frühstück kennt. Nach 3 Tellern mit allerlei Leckereien und 6 Tassen Kaffee von einer lokalen Rösterei mit Bohnen aus Chiapas war ich startklar für den Tag.
Noch ganz bequem 2,5 h Importzeug für Quijote bearbeitet und dann auf nach Honduras...
Im Moment des Auscheckens im Hotel ging für mich unerwartet eine Sirene los. Ich hatte mich schon zuvor gewundert, warum alle Angestellten leuchtende Warnwesten und Bänder mit der Flagge von Mexiko in der Lobby und den Gängen trugen.
Es stellte sich raus, dass dies zufällig der Tag für die jährliche nationale Erdbebenübung war. Im Nachhinein recherchierte ich und der 19. September ist ein schier unglaublicher Jahrestag: an diesem Datum jährten sich zum x-ten Mal 3 große Erdbeben innerhalb von nur 37 Jahren im Land. Am 19. September 1985 ereignete sich das bisher stärkste Beben an dem Tag mit einer Stärke von 8,1 auf der Richterskala. Das Zweite Beben ereignete sich im Jahr 2017 mit einer Stärke von 7,6 und das dritte 2022 mit einer Stärke von 7,7. Im Jahr 2022 begann das Erdbeben nur knapp 1h nach der jährlichen Erdbebenübung. Insgesamt starben tausende Menschen und es entstanden zig Schäden im Land.
Von all dem wusste ich nichts, während ich mit den anderen Gästen und Angestellten in Fünferreihen auf dem Parkplatz stand. Die Mittagssonne knallte mit voller Wucht auf uns herunter und einige versuchten einen Sonnenschutz zu improvisieren. Zwei asiatische Gäste rückten aus der Reihe raus und stellten sich an eine Hauswand im Schatten. Schnell wurden sie wieder zurückgebracht, zig Videos und Fotos wurden von den Angestellten gemacht, Listen abgehakt. Nach ca. 20 Minuten durften wir mit dem jeweiligen Zuständigen (Angestellter) der Reihe wieder ins Hotel.
Um meine weitere Anreise abzukürzen: Mit 1,5 h Verspätung bin ich Abends in Honduras gelandet.
Wie vereinbart wartete der Chef des Trocken Benficio Marco auf mich. Ihn begleitete ein junger Mann von 24 Jahren. Er berichtete, dass seine Großeltern 40 Jahre lang eine Kaffee-Finca hatten.
Seine Eltern hatten aufgrund einer weitverbreiteten Pflanzenkrankheit (Roja-Pilzkrankheit) im Jahr 2003 keine Alternative gesehen und den Anbau aufgegeben. Übrig blieb ein winziger Teil der Finca und damit verbunden der Kaffee als Hobby. Die dritte Generation der Familie versucht jetzt wieder einen Platz im Bereich Vermarktung / Export in der Kaffeebranche für sich zu finden.

Weite Teile der Straße nach Marcala sind in einem dürftigen Zustand. Für alle lokalen Straßen ist die jeweilige Stadt zuständig, alle anderen Straßen liegen im Verantwortungsbereich des entsprechenden Ministeriums. Exportfirmen wie die der COMSA müssen zahlen, können sich aber nur Reparaturen wünschen, mehr aber nicht tun.
Mich erinnern einige der Straßenteile immer an Schweizer Käse. Marco schlängelte sich sicher voran und kurz vor Marcala wurde der Besitzer meines Lieblingsrestaurants angerufen und wir haben unser Essen bestellt.
Dank Marcos guter Verbindung zum Besitzer durften wir trotzt eigentlich geschlossener Restaurant-Bar Anafre (Mais Tortilla Chips, Bohnenmus und Käse), Enchiladas und kaltes Sala Vida (Lager-Bier aus Honduras) genießen. Das Restaurant hat eine schöne, dunkle Holzterrasse, Gasträume auf zwei Etagen und mit unzähligen Aufklebern, Artikeln (Musiker, Sport) beklebte Holztische. Vollendet wird das ganze durch schummriges, rotes Licht und Dauer Beschallung im Gastraum mittels Sportkanälen im TV.

Danach ging es ein für mich in ein neues Hotel in Marcala. Der Bauboom ist ungebrochen, die Qualität „naja“. Von daher war das letztmalig gewählte Hotel keine Option mehr. Es roch schon kurz nach der Eröffnung nach Feuchtigkeit und meine Freunde meinten, dass das kein guter Ort mehr ist. Darum ein neues Hotel („Morito“), es liegt günstig nur wenige Minuten entfernt zur Hauptstraße, die durch Marcala führt.
Gespannt und glücklich konnte ich schlafen gehen.