Tag 3 25.01.2016


 

Nachts wird es echt kalt, den warmen Schlafsack zu verlassen kostet morgens echt Überwindung. Genaro hatte sich auch wieder in seinen Schal eingemummelt, die Mütze tief ins Gesicht gezogen , in der Hand eine Machete und begrüßte mich auf dem Innenhof, auf dem der Pergamino getrocknet wird wenn es sehr viel Kaffee gibt.

 

Genaro hatte schon Gras für die Kuh geschnitten, da es gestern Abend bei unserer Ankunft schon zu dunkel war, konnten Gerrit und ich erst jetzt seinen neuen Entpulper Marke Jotagallo (aus Kolumbien) und die neuen Fermentationsbecken bewundern.

 

 

Heute sind Besuche einiger Sozios eingeplant. Da die Strecken zu Fuß für uns verweichlichte Hamburger zu heftig wäre, bzw. die Strecke insgesamt auch etwas zu lang, hatte Genaro den guatemaltekischen Kaffeeverband Anacafe um Hilfe gebetten. Diese kam um ca. 9:00 Uhr in Gestalt von Jose Enrique Guzman Straube, dem Techniker, Röster, Cupper von Anacafe Coatepeque.

 

Gemeinsam mit Jose frühstückten wir Bohnen mit frischem selbstgemachten Käse, Kochbanane und Tortillas. Dazu gab es Kaffee von APPAECE von 2015, zubereitet mit Zuckerwasser in einer Emaillekanne. In der entspannten und gemütlichen Küche von Mama Linda schmeckte jedenfalls alles wie immer: einfach großartig.

 

Maultier mit "Grünfutter"
Maultier mit "Grünfutter"

Im Auto von Jose ging es dann los Richtung Agapito, mit 82 Jahren einem der ältesten Farmer der APPAECE. Gleich zu Anfang auf dem Weg, gesellte sich noch eines der insgsamt 14 neuen Mitglieder zu uns: Melgen Valdez. Jose war die Strecke noch nie gefahren und der Weg hoch zu Agapito war nicht ganz ohne. Am ausgemachten Treffpunkt, begrüßten uns dann Ovidio, Victoriano, Marcos Juarez und Luiz. Sie stiegen mit auf die Ladefläche und weitergings.

 

Die letzten 1,5 km ging es nur zu Fuß weiter. Ein enger Sand-/ Steinweg führt zu Agapitos Trocknungsplatz. Da dies der einzige Zugang zu Agapitos Finca von dieser Seite ist, gab es einige Maultiere, die uns begegneten.

Dann mussten sich alle irgendwas zum raufsteigen suchen, Hang Steine etc. damit die zottligen Gesellen vorbei konnten. Eines der Tiere ging vor uns und wurde seinem Ruf mehr als gerecht – störisch bis ins Mark. Victoriano be,ühte sich erst mit Rufen dem Tier uns seinem Führer auf die Sprünge zuhelfen, da das auch nicht so richtig fruchtete, setzte er sich einfach rauf und ritt das Tier in Cowboymanier runter und über eine recht lange Brücke. Wir hatten jedenfalls alle sehr viel zu Lachen.

 

Agapito beim wenden des Pergamino
Agapito beim wenden des Pergamino

 

Bei Agapito angekommen, wurde nach einer herzlichen Begrüssung erst einmal der zum Trocknen ausgelegte Pergamino von allen begutachtet.
Danach setzten wir uns zusammen und besprachen einige Punkte der letzten Ernte und einige Anliegen der aktuellen Ernte. Wie schon gedacht, war der späte Vertragsabschluss mit dem aktuellen Exporteur einer der wichtigsten Punkte. Dadurch konnte Quijote erst spät die Anzahlung von 60% leisten, da alle Sozios jedoch die Pflücker und Helfer wöchentlich bezahlen müssen, ist das nicht gerade günstig.

 

Mit Gerrits Hilfe erklärte ich mehrfach warum wir erst den Vertrag mit dem Exporteur abwarten mussten. Insgesamt gibt es 3 Verträge, einen Verkaufsabsichtsvertrag zwischen APPAECE UND QUIJOTE, einen Kaufvertrag von CAMEC (Exporteur) und APPAECE und einen Kaufvertrag von CAMEC und Quijote. Die Vorfinazierung erfolgt seitens Quijote an CAMEC, CAMEC wiederum überweist die 60% Anzahlung von uns komplett an APPAECE weiter.
Ohne Exporteur geht in Guatemala nichts und letztendlich ist CAMEC bereits der 7. Exporteur für Quijote.
Im diesjährigen Vertrag gab es noch einige Ungereimtheiten (abzuliefernde Pergaminomenge und Preiskalkulation von CAMEC), gemeinsam mit Genaro dem aktuellen Präsidenten von APPAECE versuchten wir alles aufzudrösseln.

Fazit: folgende Punkte müssen am Freitag beim Treffen mit CAMEC besprochen werden:


- abzuliefernde Pergaminomenge

- Preiskalkulation von CAMEC
- Klärung des Umganges mit dem übrigbleibenden Rohkaffee

- Klärung Säcke vom Pergaminkaffee

Die Verträge mit den Produzenten sind bei uns mittlerweile standardisiert, die mit möglichen Exporteuren auch. Für die Verträge zwischen Exporteur und Produzent in Guatemala gibt es aber keinerlei Vorlagen oder Richtlinien, also können diee geschrieben werden, wie man möchte (meistens wird der vom Exporteur geschrieben) und dadurch kommt es zu Missverständnissen usw..Aufgrund der letzten Jahre ist meine Meinung dazu etwas subjektiv. Die endgültige Klärung muss jedoch bis Freitag warten.

 

 

Nachdem wir uns Agapitos Entpulper und Fermentationsbecken angesehen hatten, ging es weiter. Erst einmal zu Fuß zurück zum Auto, obwohl Agapito wie alle gerade in der Ernte steckt, begleitete er uns zu den anderen Farmern.

 

Abwechselnd mit Auto und zu Fuß besuchten wir Vicentes und Luis und Bonifacios Pflanzung / Trocknungsplätze. Ancelmos Trocknungsplatz konnten wir von Vicente aus der Ferne betrachten. Ancelmo hätte uns seine Anlage so gerne gezeigt, aber leider ging es aufgrund der Entfernung nicht. Nächsten Jahr holen wir das sicher nach.
Glücklicherweise sind fast alle Farmer trotz fortgeschrittenen Alters recht fit. Eine Ausnahme gab es jedoch leider mit Bonifacio. Er hatte vor 8 Monaten 4 schwere Operationen (Leiste, Prostata) – diese hatten nicht nur alle seine Ersparnisse verschlungen, sondern sorgten dafür, dass er immer noch Schmerzen hatte und weit entfernt war vom Zustand des letzten Jahres. Seine Familie hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet dass er sich noch einmal erholt.

 

Bonifacio hat mich vor 2 Jahren noch locker auf einem extrem steilen Weg abgehängt, bemüht darum, dass ich mir mir nicht die Ohren breche. Er ist eher einer der zurückhaltenden Sozios. Aber beim letzten Treffen stellte er sehr interessante Fragen, die bereichernd für alle sind. Und jetzt steht er traurig vor uns an seinem Trocknungsplatz. Ich hoffe sehr, dass ich ihn wiedersehe.

 

Von allen Socios, die wir besuchten nahmen wie Pergaminkaffee mit. Diesen röstet Jose dann Mittwoch bei sich im Labor und wir verkosten ihn gemeinsam mit einigen der Sozios.
Zu Essen gab es mal wieder reichlich an dem Tag – erst bei Vicentes Schwiegertochter und dann später wieder Tamales bei Mama Linda. Gerrit hatte mehrfach bei Genaro bei der Vorbereitrung der Reise von den Tamailes von Mama Linda geschwärmt.

 

Fazit des Tages für mich war, der späte Vertragsabschluss ist ein echtes Problem, die Roya hält sich glücklicherweise im Gegensatz zu vielen Gebieten in Guatemala in annehmbaren Grenzen, die Trocknungszeiten könnten wieder problematisch werden, da die Socios sich leider nicht einig sind, bei mindestens zwei Farmern gibt es aktuell Wasserprobleme, da die Leitung ihren Geist aufgegeben hat und das Wasser von weit her geschafft werden muss, das im Hinblick auf das Waschen des Kaffees nicht so ganz ohne ist. Die zwei neuen Entpulper im Wert von 19000 Quetzales sind super und sind ein sehr guter Grundstein für die Zukunft. Bezüglich Kaffeequalität wird der Mittwoch mehr Aufschluss bringen. Bonifacio mit seinen 85 Jahren ist ziemlich angeschlagen, sein Sohn ist jetzt meistens der Hauptverantwortliche. Die anderen Socios sind glücklicherweise recht fit. Jose von Anacafe war nicht nur als Fahrer sehr angenehm, sondern auch ausgesprochen interessiert und hilfsbereit. Geduldig schaute er sich bei jedem gefüllten Fermentationsbecken, Waschbehälter der Fermentationsgrad / Waschgrad an und gab viele tolle Tipps.

 

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