Ecuador Tag 14, 03.07.2015


Zum Frühstück gab es typisch ecuadorianisches Weizengebäck frisch gebacken vom Bäcker um 5:30 Uhr ....hat eine Konsistenz wie von vorgestern und schmeckt als ob sie das Salz vergessen haben.

Später am Tag sollte ich aber entschädigt werden und froh darüber sein mit Hunger ins Restaurant zu gehen. 

Ich fuhr mit einem Taxi (kostet in der Stadt Zumba immer 1 Dollar, egal wohin) zum absurderweise (sicher eine Initiative der Taxifahrergenossenschaft) außerhalb gelegenen Busbahnhof. Er hat ca. 20 "Gleise", und so ca. alle 30 Minuten fährt ein "Bus" irgendwohin.

Er hat auch ca. 30 leerstehende kleine Geschäfte und 10 leerstehende Büros für Busgesellschaften. Leider fuhr mein vorgesehener Bus um 6:00 Uhr nicht, da er in irgendeiner Schlammlawine auf dem Weg hierher steckenblieb. Also kaufte ich mir ein Ticket für eine "Ranchera". Das sind hier 7,5 Tonner mit auf der offenen Ladefläche festgemachten Sitzbänken aus Holz für 48 Personen. Die Dinger fahren dann mit einer der Sicherheit der Insassen angemessenen Geschwindigkeit  von durchschnittlich 15 km/h über die Feldwege. Der Weg zur peruanischen Grenze beträgt 29 km, also war ich von 8:00 Uhr bis 10:00 Uhr unterwegs durch den Schlamm. Es regnete die ganze Zeit....  An der Grenze im Dorf La Balza trennt eine Brücke über den Fluss Chinchipe die beiden Länder. Auf der ecuadorianischen Seite kam ich sehr schnell durch die Ausreise im Migrationsbüro.
Auf der peruanischen Seite muss man erst zum Migra-Büro, dann zur Polizei einen Stempel holen, dann wieder zurück zur Migra, neuer Stempel, dann wieder zur Polizei (Stempel) und dann wieder zur Migra. Zumindest ging es mit so. Ich wurde direkt vom Fahrer Señor Deuder der CENFROCAFES Kooperative abgeholt und in einem nagelneuen Toyota Hiace über die ab der Grenze mehrspurig ausgebaute Straße (auf er anderen Seite in Ecuaor war es noch Schlammpiste...) direkt nach San Ignacio kutschiert.
Auch anders als in Ecuador ist: ab der Grenze ist nahezu jede verfügbare Fläche mit Kaffee bepflanzt, zigtausende Produzenten drängen sich hier im Norden Perus. In Ecuador war das auch mal so, aber nahezu alle Cafetales auf der Strecke lagen seit Jahren verlassen da.  Hier in der 40.000 Einwohner Stadt hat CENFROCAFES eine von 7 dezentralen Erntesammelstellen.

Täglich werden hier in dieser einen Sammelstelle momentan ca. 20 Tonnen Rohkaffee in Pergamino durch die Mitglieder angeliefert. Die Zweigstelle hier ist wie die anderen auch mit einem sehr professionellen Cuppinglabor ausgestattet. In diesem durfte ich in Beleitung der zuständigen Cupperin Yacori Quispe und ihrem Kollegen Juan Pablo Neira einige Muster probieren. Drei von 5 Mustern waren ok, eines fiel durch (Phenol) und eines bewerteten wir it 86,5, ein Bourbon aus 1700 Metern Höhe. Und das zu Beginn der Ernte.... Yacori und Juan Pablo sind, das muss erwähnt werden, sehr jung. Sie waren die besten von sehr vielen Bewerbern aus der Region in einem dreijährigen Auswahlprozess. Seit 18 Monaten sind sie nun hier für die Qualität zuständig. Ich habe noch nie so junge Profis in einem so wichtigen Bereich im Kaffeegeschäft gesehen. Das ist echt stark. Ich ging mit Deuder und dem Leiter der Niederlassung Sergio Fuentes zum Mittagessen in ein Restaurant der Stadt. WAS FÜR EIN KONTRAST ZU ECUADOR!!!! Ein großartiges Meeresfrüchte-Cevice, eine Platte mit gegrillten Meeresfrüchten auf gewürztem Bratreis und frittiertes Hänchen auf sehr guten Pommes (das Land hier ist die Heimat der Kartoffel...). Monsterportionen....hier wird nicht nur viel besser gegessen, sondern auf 2-3 mal soviel....dazu schon mittags ein Bier. Auch sehr unüblich nur wenige Kilometer weiter nördlich. In San Ignacio gibt es alleine 12 Kaffeekooperativen und ca. 100 Kaffee aufkaufende Zwischenhändler. Auch das zeigt den Stellenwert der Bohnen hier in der Gegend. Mit unserem tollen Toyota ging es nun weiter nach Jaen. Hier haben alle größeren Firmen der Kaffeewelt eine Zweigstelle.

Es gibt Büros und Lager von 40  Kooperativen, mehr als 400 Zwischenhändler und Aufkäufer und tausende "Berater". Kaffeelabors und sonstige Kaffeedinge...es gibt mehr als 30 größere Trocken-Verarbeitungsanlagen und wahnsinnig viele Exporteure. Alles ganz anders als alles andere was ich kenne. Und auch das Wetter ist hier nun anders. 32 Grad im Schatten, ich bin glücklich über mein sehr zentral gelegenes Hotel, es hat nämlich einen Swimmingpool. Ganz gut nach 14 Tagen Dauerregen. Beim Spaziergang durch die Stadt sehe ich: ein riesiges Lager von CENFROCAFES, ein großes Labor, eine eigene Rösterei der Kooperative (sehr professionell mit einer neuen Probat-Maschine) und zwei Bürokomplexe der Koop. UND EIN EIGENES CAFÉ! Mit Mahlkönig K30, zweigruppiger Marzocco Linea, ausgebildeten Baristi (richtig guten...) und sehr gut gerösteten hochwertigen Espressi und Kaffees. Es werden Microlots mit einer Bewertung von 88 als Filterkaffees ausgeschenkt. Von einer Kooperative in einem Land der 3. Welt in dem es sonst auch zumeist ekligen Kaffee zu trinken gibt.

Und das Café ist gerammelt voll, auch wenn es deutlch teurer ist als andere Cafés in der Stadt. Abends ging ich spazieren durch die sehr lebendige Stadt in der mich alle vor doller Kriminalität warnen, zu sehen und fühlen ist aber nicht davon. Wahrscheinlich gucken alle Gangster heute Fussball. Spiel um den 3. Platz der Lateinamerikameisterschaft Peru gegen Paraguay. Peru gewinnt 2:0 und ich trinke in einer Bar ein eiskaltes Bier dazu. Durch hupende Autokorsos gehe ich zurück ins Hotel. 
Es ist ganz schön spannend hier und ich freue mich schon auf des Essen morgen. Los wird es mit Frühstück im Café der CENFROCAFES gehen.