Ecuador Tag 3, 16.08.2014


Ich habe immerhin 5 Stunden geschlafen, bevor die besoffenen Soldaten vom Nachbarzimmer auf dem Balkon um 4 Uhr morgens eine Lautstärke erreichten die Schlaf endgültig verunmöglichte. 

Was solls, ist ja kein Urlaub. Nach dem Frühstück brachen wir auf um die neue Bodega der ACRIM kurz vor ihrer Fertigstellung anzuschauen.

Sehr schön! Sie verdoppeln ihre Kapazität, das ist gut für die Zukunft. Danach ging es per Bus mit den Kollegen von Cooperative Coffees auf nach Rancho Carmen, einen Microbezirk der ACRIM in dem die wahrscheinlich beste Basisgruppe von Produzenten aktiv ist.

Wir besuchten wie schon in den Vorjahren hervorragende Fincas mit wirklich sehr guten Installationen für Nassverarbeitung und erstklassigen Trockenbetten. Die Roya ist einigermaßen im Griff, demnächst sollen vom Landwirtschaftsministerium angeblich auch sehr wirksame im Bioanbau erlaubte Royabekämpfungsmittel gratis verteilt werden. Mal sehen..... Die Ernteerträge sind im letzten Jahr von 12 auf ca. 15 qq pro Hektar gestiegen.

Zurück in Zumba nutzen wir den Tag zum Cupping und zum ausführlichen Gespräch mit den Kollegen der ACRIM. Präsent Vimicio war den ganzen Tag mit uns unterwegs, nun waren noch der Manager Hitler (sic!) und u.a. der Qualitätsmanager und Chefcupper Wilfrido anwesend. Die ACRIM röstet von jedem eingebrachte Lot ein Sample, auch wenn es nur ein Sack ist.

Der Bauer wartet nachdem er den momentanen Basispreis von 1,80 Dollar pro lib. Pergamino erhalten hat, nachmittags wird gecuppt. Der Produzent wird informiert über das Ergebnis und eventuelle Verbesserungsmöglichkeiten die sich aus dem Cupping ergeben. Für jede Score über 84 erhält der Produzent 0,10 Dollar Prämie pro lib.  Wir cuppten 6 aktuelle Lots, 4 davon lagen über 84,5 eine bei 86 (desselben Produzenten von dem wir gestern ein zweites Lot ersteigert hatten) und eines bei nahezu 90. Der Produzent von dem Sample mit 85,75 Punkten kommt aus dem Bezirk Rancho und sein Name ist Carmen Angel Jiminéz. Angel war zufällig heute hier um 4 Sack abzuliefern. Sein Kaffee ist sehr süss, hat einen guten Körper, eine mittlere bis gute Säure und Aromen von Honig, Pfirsisch, Nusskaramell, Schwarztee, gerösteten Kakaonibs, tropischen Früchten und ist sehr floral. Wir werden versuchen von diesem Produzenten ein weiteres Microlot zu kaufen. Angel war wie gesagt anwesend und erhilt von allen anwesenden Cuppern aus den USA und uns über 87 Punkte und bis zu 92. Er wusste zwar von Wilfrido, dass er sehr guten Kaffee produziert aber nun bekam er es live von internationalen Profis zu hören. Und wir haben blind gecuppt und bewertet. Erst danach haben wir erfahren, dass dieses Lot von ihm kommt. So schön kann das Leben eines Kaffeeimporteurs sein!

 

Nach dem Cupping aßen wir abends noch zusammen und setzten uns danach auf das Dach unseres Hotels um ein paar Bierchen zu trinken und zu quatschen. Der erste Teil dieser Reise ist menschlich eine Freude und fachlich eine Sensation.

Die qualitative Entwicklung hier ist sehr rasant.