Brasilien 2024


Tag 5  (07.06.2024)

Wir treffen uns am Morgen mit Daniel und João bei COOPFAM.

Die beiden sind sozusagen die Abteilung Technik und zeigen uns die Programme, mit denen sie arbeiten. Das eine heißt CICLUS und ist eine Agrikultur/Wetterapp.

Das zweite ist von COOPFAM entwickelt worden und heißt QField. Diese App kann genauestens dokumentieren welche Art von Krankheit oder Nährstoffmangel oder chemische Zusammensetzung des Bodens gegeben ist und in welcher Ausprägung. Die Cooperad@s bekommen dann basierend darauf von dem agronomischen Team Unterstützung.

 

Mit den beiden fahren wir zu einer Produzentin die Mitbegründerin des Teams der Produzentinnen ist. Sie hat diese Bewegung nach dem überraschenden Tod ihres Mannes gestartet, als sie die Geschäfte der Fazenda übernahm.

Ziel des Teams ist, die Arbeit, die Frauen tagtäglich in der Roça machen, sichtbar zu machen. Sie sagt, dass vor allem der geschäftliche Aspekt und das Wirtschaften ausschlaggebend für die Autonomie sind.

 

Sie kultiviert Icatú und Mundo Novo, alte Arabicasorten. Die Bäume sind auch um die 50 Jahre alt und in einem klassischen brasilianischem Stil gepflanzt, dem Cova-Stil. Hierbei werden mehrere Pflanzen pro Loch (Cova) gepflanzt. In diesem Fall sind die beiden Pflanzen im Cova 50cm auseinander und dann je 2m Platz in der Reihe bis zum nächsten Cova. Dadurch entsteht eine extrem dichte Reihe von Kaffeepflanzen die sehr charakteristisch für brasilianischen Kaffeeanbau ist. Zwischen den Reihen ist je 3 m Platz.

 

Sie verfügt auch über eine Trocknungsanlage, wo Kaffeekirschen frisch geerntet auf große Siebe geschüttet werden und von unten mit 40°C Luft behandelt werden. Brennstoff ist die abgedroschene Pergamenthaut, die über eine Förderschnecke kontinuierlich in den Brenner gefüttert wird.

Sobald die Kaffees trocken genug sind (11%/12%) werden sie in eine Art Silo abgeschüttet, wo sie einen Tag verbleiben, um die Restfeuchtigkeit zu distribuieren. Von diesem Silo werden die Kirschen an die Dreschmaschine abgesaugt, der die Frucht der Naturals vom Kern trennt. Der frisch gedroschene Kaffee durchläuft dann noch einen Sortierer, der alles was größer und kleiner ist, rausholt und dann kann die Bica Corrida, der noch nicht ganz final sortierte Rohkaffee in 60kg Säcke gepackt und an die Kooperative verkauft werden.

 

Wir werden zum Kaffee-Trinken und Kuchen-Essen ins Haus eingeladen, das von einem riesigen Hund, der aussieht wie ein Tiger, bewacht wird.

Dort lernen wir Ihre Tochter Isabelle kennen, die Mathematik und Statistik studiert hat nun zum Thema sensorische Wahrnehmung von weiblich Produziertem Kaffee forscht.

Sie teilt Einblicke ihrer Arbeit: Zum Beispiel, dass Konsument*innen der Meinung sind weiblich produzierter Kaffee sei mit mehr Fürsorge produziert worden und liebevoller behandelt. Und auch, dass dieses Merkmal "Kaffee produziert von Frauen" als Marketingtool ausgiebig genutzt wird, obwohl es nicht unbedingt stimmt oder aussagekräftig ist. Ähnlich wie es mit den Begriffen der Nachhaltigkeit und Transparenz ist. In jedem Fall spannende Arbeit und viel Zukunft.

 

Als wir uns verabschieden, kommt Ihr Kollege mit einem Traktor und Anhänger halbvoll mit frisch geerntetem Kaffee an. Er sagt das seien 40x60l und dass er das heute alleine geerntet hat. Wow!  

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