Ecuador Tag 15, 04.07.2015


Stomausfall! Kommt hier inzwsichen recht selten vor, aber wenn er da ist funktioniert gar nichts mehr. Kein Restaurant bietet Frühstück an und das für heute 9:00 Uhr angesetzte Cupping fällt auch aus. Was solls, ich gehe im Pool schwimmen, Frühstücke Orangensaft (wird zum Glück im Gegensatz zu allen anderen Säften mechanisch gepresst) und am Straßenstand Hühnertortillas  und fahre mit Deuder und dem jungen Agraringenieur Jhoseari Fernández Suyón von CENFROCAFE in eine 120 Minuten entfernte Microregion in der zwei junge Kaffeebauern mit ihrem Vater eine 12 Hektar großen Farm betreiben.

In 1750 m Höhe bauen sie vor allem Bourbon an (neben Caturra, Catuai, Typica) inzwischen aber auch Catimor. Verarbeitet wird selektiv, Catimor ODER die anderen Varitäten. Die meisten Pflanzen sind sehr gesund und tragen gut, es wird zweimal jährlich Dünger eingearbeitet, der mit   gezühteten Microorganismen ziemlich professionell auf der eigenen Farm hergestellt wird. Die Erntemenge hier liegt bei 30 Quintales pro Hektar, Tendenz steigend. Ein Problem auch hier ist zum trocknen (große raised beds unter selbst gebauten Plastikfolienzelten) indest in diesem Jahr die Trocknung, es ist einfach zu feucht und kalt, so regnet es auch heute. Der Platz reicht in der Haupternte einfach nicht aus wenn es so langsam geht. Die Farm ist drauf vorbereitet in der Zukunft auch nach Varietäten getrennt zu verarbeiten und zu Ernte. CENFROCAFE baut sich gerade selber für 4 Millionen Dollar eine eigene Verarbeitungsanlage (bisher wird der Kaffee von anderen Firmen trocken verarbeitet und verpackt), dann werden Lots ab 1 Sack seperat verarbeitet und verkauft werden können. Auf der Farm aßen wir auch zu mittag, es gab Hühnersuppe und gebratenes Huhn auf Reis. Auf dem Weg zur Farm fuhren wir 45 Minuten lang durch Reisfelder. Es sieht irgendwie aus wie man sich Kambodscha vorstellt. Dementsprechend gibt es viel Reis zu essen. Die anderen 75 Minuten fuhren wir durch Kaffeefelder.....ich habe keine Ahuung wie viele Leute in der Region direkt oder indirekt vom Kaffee leben, sicher sind es viele hunderttausend Menschen. Wohin ich auch blicke, Kaffeefelder. Vor allem die sehr dunkelgrünen Catimors fallen auf.

Der im letzten Jahr in der Region neu angepflanzte bzw. neugezogene Kaffee ist zu 95% diese sehr langweilig und flach schmeckende Varietät.


Über 84 Punkte kommt er auch mit bester Verarbeitung nicht. Ihm fehlt die Frische und die Süsse, helle Früchte oder florale Aromen findet man nicht. Auch in CENFROCAFE wurde letztes Jahr 92 % Catimor angepflanzt, daher gibt es nun ein 0,6 Millionen Dollar Programm und des besten Farmern in den besten Lagen der CENFROCAFE Typica und Bourbon näherzu-bringen und sie besonders auf diese Varietäten zu schulen.


Von den 400 dieses Jahr durch CENFROCAFE exportierten Containern sind aber auch noch 100 in einer Qualität über 85 Punkten, wir müssen uns also keine Sorgen machen wegen unserer 200 bestellten Sack. Und wir werden bevorzugt beliefert werden, der von uns angebotene Mindestpreis von 2,75 Dollar / lib. ist der höchste Preis den die Koop dieses Jahr mit Aus- nahme für einige Microlots bekommen wird.

Die Farmer bekommen Aufschläge für besondere Qualitäten, jedes Lot wird ja einzeln gecuppt: bei einer Bewertung von 82-84 einen Aufschlag von 10 Dollar pro Zentner, noch mal 30 Dollar bei über 84 Punkten und falls der Kaffee als Microlot verkauft wird den gesamten Kaufpreis des Käufers, abzüglich Verarbeitungs- und Exportkosten.


Zurück in Jaén schauten Deuder Jhoseari und ich bei mir im Hotel Fussball, es lief das Finale der Amerikameisterschaft (wie bei uns Europameisterschaft). Da Chile erst im Elfmeterschießen gegen Argentinien gewann, musste das angesetzte Cupping wieder recht lange warten und wir begannen uns mit viel BIer zu kalibrieren. Im zentralen Labor von CENFROCAFE trafen wir auf Alexander Julca Rangel, seit mehr als 15 Jahren einer der besten und bekanntesten Cupper des Kontinents. Es macht großen Spass mit Leuten wie ihm zu arbeiten, da kann der kleine Pingo effektiv dazulernen. Wir cuppten 10 Muster, 6 davon fielen bei ihm und mir durch, zwei waren ganz gut, 2 wurden disqualifiziert. Catimor macht nicht wirklich Spass.

Die 8 als nicht gut getesteten Kaffees gehen also in die konventionellle Vermarktung oder als fairtrade weg. 2 Muster werden unter der Marke Chaspui verkauft. Nach APU die zweitbeste Selektion (82 - 83,75 Punkte). Wir diskutierten und besprachen für fast zwei Stunden die Möglichkeiten einer Kooperation. Auch Alexander ist von unserem Quijote Modell höchst angetan und außerdem wird auch hier wieder unser Mindestpreis sehr gelobt. Und ich lernte so schnell wie sonst selten.... Ich kann jedem Röster der besonders guten Kaffee haben möchte nur empfehlen: zahlt besonders gute Preise, nehmt Euch die Zeit und besucht Ursprungsländer und kauft möglichst direkt bei Kooperativen, seid ehrlich, sympathisch und engagiert, so wie Quijote Kaffee ;-) Dann klappt es sogar, auch so große, erfahrene und professionelle Strukturen wie CENFROCAFE noch positiv zu überraschen und von null auf 100 als besonders guter Partner bevorzugt behandelt zu werden.
Der Tag und die erfolgreichen Gesprächen wurde von Alexander, Jhoseari und mir in einem tollen open air Lokal bei knusprigem Fleisch auf wahnsinnig viel Kattoffeln und viel Weizenbier (ist ganz neu hier und der totale Verkaufsrenner) feierlich beendet.