Ecuador 2023


Tag 4. APECAP im Aufwind

Gleich morgens um 8 Uhr ging es los in eine Gegend mit Cafetales von jungen Mitgliedern, die ich noch nicht besucht hatte und auch nicht kannte. Die Jugend ist neben der außergewöhnlich guten und fleißigen Verwaltung tatsächlich die große Stärke der APECAP. Von 193 Mitgliedern sind 30 jung. Das bedeutet unter 30 Jahren. Sie alle sehen hier die Zukunft im Anbau von nachhaltigem Spezialitätenkaffee.

Für uns bedeutete der Ausflug heute ein wenig Strapazen. Für mich zusätzlich, da ich ziemlich erkältet bin. Gut jedenfalls, dass wir schon so früh aufgebrochen waren, so war der Besuch der ersten Farm von Marcus zunächst noch schattig. Wir stiegen auf weniger als 1500 m Strecke fast 220 Meter hinab in seine Finca. Steil also. Wir sahen zufrieden, wie Markus voll auf die Spitzenvarietät Typica setzt. Sie wächst hier sehr gut, hat verhältnismäßig wenig Probleme mit Pilzkrankheiten, hat ordentliche Erträge und kommt häufig in unseren Verkostungen ganz nach oben.

Wir besuchten nach einem Aufstieg (es wurde heißer) dann seinen Nachbarn Lider (wieder bergab, nun bei 30 Grad), auch er sehr jung und sehr ambitioniert. Dieses Jahr allerdings hatte er seine vier Jahre alten Pflanzen ein wenig überfordert. Zu wenig Rückschnitt, zu wenig Pilzschutz, zu wenig Dünger. So hatte er dieses Jahr einen sehr guten Ertrag, die Pflanzen müssen nun aber sehr aufwändig gedüngt werden (eigener Dünger der APECAP) und gegen die Pilzkrankheiten muss viel mehr Schutz her.

Wieder den Berg hoch (32 Grad und Sonne senkrecht) aßen wir bei Marcus Familie eine Hühnersuppe und tranken erfrischenden Saft und selbstgerösteten Kaffee. Unterwegs gab es schon Zuckerrohr, Ananas, Zitrusfrüchte und Maulbeeren vom Kaffeefeld zur Stärkung.

Wir dachten, wir hätten uns gestärkt. Der neuerliche Aufstieg verlangte mir und den anderen allerdings dann doch wieder alles ab. 34 Grad, 220 Höhenmeter steil nach oben bei brennender Sonne. Nun stellt euch vor, wie das mit einem Sack Kaffee auf den Schultern sein muss. Die meisten haben hier allerdings Esel. Die helfen beim Tragen sehr. Vor allem wenn es geregnet hat geht hier mit Geländemotorrädern nichts mehr.

Ziemlich erschöpft schon am Mittag, kamen wir an unseren Autos an und beschlossen, keine weitere Farmen mehr zu besuchen. Das Wetter erlaubte es nicht, es war zu heiß. Stattdessen fuhren wir zur APECAP ins Beneficio zurück und feierten ein wenig den Geburtstag vom Bodeguero Jilper mit einer großen Torte und ein wenig eiskaltem Bier.

Wir sprachen zwei Stunden über die aktuelle Situation und die Perspektiven für die APECAP. Diese werden sehr positiv eingeschätzt. Die APECAP ist so vielfältig in Modellprojekten (Jugend, Frauen, CO2 Neutralität, gute agronomische Praxis, Bioanbau, Organisation, entwaldungsfreier Anbau, Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Warenströme, Digitalisierung) aktiv, dass dies auch den Entwicklungshilfeorganisationen, den Ministerien und einigen NGOs aufgefallen ist. Sie gilt als Pionierin in vielen Bereichen und hat es somit viel leichter, Unterstützung zu bekommen. Die Projekte werden meist sehr erfolgreich umgesetzt.

Ein sehr gutes Beispiel schauten wir uns heute noch genauer an. Die APECAP-eigene Düngemittelproduktion. Die Organisation hat eine Kapazität von mehreren tausend Säcken Bokashi-Kompost. Das ist mit Microorganismen und Mineralien angereichertes und fermentiertes Material. Es funktioniert hier sehr gut und viele Mitglieder greifen stark darauf zurück. Durch verschiedene Kooperationen mit NGOs kann der Kompost sehr günstig und weit unter Wert hergestellt und abgegeben werden.

Ebenso wird bei der APECAP das Pilzschutzmittel „Caldo Sulfocalcico“ hergestellt und günstig abgegeben. Die Brühe mit Schwefel und Kalk schützt effektiv wenn sie regelmäßig aufgesprüht wird. Und sie funktioniert ohne industrielle Fungizide und ohne Kupfer. Auch das schauten wir uns nochmal genauer an.

Und dann war es schon wieder Abend. Wir saßen auf dem Dorfplatz herum und aßen noch langweiliges schlechtes Essen in einem der hiesigen „Restaurants“. Leider gibt es hier nur 10 äußerst schlechte Etablissements. Die einzige Möglichkeit halbwegs anständig zu essen sind die Marktstände in der schönen neuen und großen Markthalle von Palanda. Aber die schließen schon mittags.