Indien 2022


Tag 3: bei Vanamoolika

Namaskaram!
Der Morgen begann für mich erst einmal mit einer Dusche in den neu gestalteten Gemeinschaftsräumen des Gästehauses. Duschen bedeutet hier aber nach wie vor, Wasser in einen Eimer zu füllen und es sich dann mit einem kleinen Schöpfeimer über den Kopf zu gießen. Das hat neben der Erfrischung den positiven Nebeneffekt, dass man mit dem vorhandenen Wasser sehr sparsam umgeht.


Danach gab es gegenüber in der kleinen Personalkantine ein wie immer hervorragendes Frühstück. Im Anschluss machte ich mit Chackochan und Georg einen Rundgang über das Gelände. Seit meinem letzten Besuch waren wie gesagt knapp zweieinhalb Jahre vergangen, aber trotz Corona hat sich hier in der Zwischenzeit einiges getan und weiterentwickelt.

 

Zunächst einmal freute ich mich, den von Quijote gesponsorten Transporter zu sehen. Vanamoolika benutzt ihn zur Erntezeit vor allem dafür, Kaffee von Farmern ohne eigene Transportmöglichkeit abzuholen und zur Verarbeitungsstation zu bringen. Da es keine dezentrale Aufbereitung gibt ist das eine sehr hilfreiche und sinnvolle Investition gewesen.
Die ehemalige Lagerhalle ist inzwischen mit einem neuen Fußboden versehen und außerdem zu einem großen Büro und Verarbeitungskomplex umgebaut worden. Im oberen Geschoss wurde eine neue Verarbeitungsanlage für grünen und schwarzen Tee installiert. Tee wird bisher bei Organic Wayanad kaum angebaut, soll aber wie Kurkuma und Kardamom in Zukunft deutlich stärker in den Fokus rücken. Alles komplett biologisch angebaut und zertifiziert natürlich.
Aus Sicht von Quijote Kaffee war das neue, sogenannte „elektronische Auge“ von besonderem Interesse. Hierbei handelt es sich um einen Sortierer, der Kaffeebohnen anhand ihrer Farbgebung trennen und fehlerhafte Bohnen aussortieren kann. Dies bedeutet zum einen eine enorme Zeitersparnis im Gegensatz zur Sortierung von Hand und zum anderen einen gleichbleibenden Standard. Die gesamte Trockenverarbeitung kann damit ab der kommenden Ernte 2022/23 bei Vanamoolika stattfinden und muss nicht mehr partiell zu einem Dienstleister ausgelagert werden. Auch das ist ein Entwicklungsschritt, auf den Vanamoolika nun schon seit einigen Jahren hingearbeitet hat und der nun endlich umgesetzt werden konnte.

Wir spazierten dann weiter über das recht weitläufige Gelände und es gab überall links und rechts etwas neues zu entdecken: Ein neuer großer Parkplatz für Besucher, ein wissenschaftliches Projekt zum Anbau von Bio-Kardamom, einen neuen botanischen Garten sowie eine bessere Zuwegung für Autos und LKWs. Vanamoolika hat zudem ein paar Hektar Nachbarland dazu gepachtet oder wo möglich gekauft. Dort soll perspektivisch eine eigene Ayurveda-Klinik sowie Gästehäuser entstehen. Auf einem Teil des Geländes wurden bereits neue, riesige Trocknungszelte für gewaschenen Robusta errichtet. Die Größe dieser Zelte war wirklich sehr beeindruckend, sie sind knapp sechsmal größer als das erste Trocknungszelt von 2017. Auf dem Rückweg durch den Wald passierten wir dann noch zwei neu angelegte Teiche für Bewässerung und Fischzucht.


Alles in allem eine wirklich beeindruckende Entwicklung und Zeugnis der tollen Arbeit die hier geleistet wird.

 

Nach dem Lunch traf dann auch Anith ein. Er lebt seit geraumer Zeit in der Nähe von London, kommt aber ursprünglich auch aus Kerala und spricht daher die lokale Sprache Malayalam. Anith unterstützt Vanamoolika seit ein paar Jahren bei Kommunikation und Marketing. Das ist vor allem immer dann eine große Hilfe, wenn man mit Englisch nicht weiterkommt oder es bei bestimmten Themen wichtig ist, die richtigen Worte zu wählen.

 

Wir setzten uns dann im Büro von Vanamoolika zusammen und analysierten detailliert die letzte Ernte sowie den Ausblick auf die kommende Ernte. Hierbei wurde wieder einmal deutlich, dass ein Besuch vor Ort und persönliche Gespräche auf Dauer weder von E-Mails noch von Telefonaten oder Videocalls gleichwertig ersetzt werden können.

 

Nach knapp 3,5 Stunden Diskussion bei ungefähr30 Grad beendeten wir den Tag wie immer mit einem gemeinsamen Dinner und ein paar anschließenden Getränken auf der Veranda des Gemeinschaftshauses.