Ecuador 2022 (2)


Tag 14 (15. November)


Abreise und Fazit

 

Sehr früh (ich bin beeindruckt von meinen Lüneburger Kolleg*innen dass sie mein Tempo mitmachen) ging es los nach Catamayo. Um 5:45 Uhr fuhren wir los. Wieder durch den Nebelwald im Jocotoco-Schutzgebiet und hinab ins trockene und heiße Tal. Ich hatte um 10:00 Uhr einen Onlinevortrag mit der GEPA für Vetreter*innen ihrer lateinamerikanischen Partnerkooperativen mit dem Ziel sie über den europäischen Kaffeemarkt im Kontext von COVID-Krise und Krieg in der Ukraine zu informieren. Daher war der Tag sehr voll.

Nach dem Online-Meeting hatten wir dann noch ein Mittagessen mit den Verantwortlichen von FAPECAFES. Wir analyiserten gemeinsam das sehr schwierige Jahr. Es ist für alle Strukturen (Basisgruppen, Kooperativen, FAPECAFES und uns) äußerst ärgerlich, dass sogar die Mehrheit der Produzent*innen ihre Zusagen gegenüber ihrer eigenen Organisation nicht eingehalten haben. Die meisten Produzent*innen haben des Geldes wegen ihre eigene Organisation im Stich gelassen und sehr kurzsichtig den Großteil ihrer Ernte an Zwischenhändler*innen abgegeben, die ausnahmsweise finanziell mit der Kooperative konkurrieren konnten, vor Ort bar bezahlten und weder auf Bio-Anbau noch auf Qualität achteten. Wir freuen uns sehr über die Produzent*innen, die trotzdem geliefert haben. Da wir als Quijote Kaffee und ich als Pingo hier aufgrund unserer langfristigen Strategie und unserer sehr guten Konditionen sowie aufgrund meiner regelmäßigen persönlichen Besuche und Erklärungen unseres Konzeptes einen Stein im Brett haben, müssen wir uns keine Sorgen machen, dass unsere Verträge nicht eingehalten werden. Wir werden immer besser behandelt als alle anderen Kund*innen. Aber die Kooperativen sind nun stark angeschlagen und müssen mit einem Drittel ihrer sonstigen Erträge wirtschaften. Ebenso FAPECAFES. Dies schwächt die Strukturen ungemein. Der Weltmarktpreis ist in den letzten 2 Monaten um mehr als 35 % eingebrochen. Selbst die Aussicht auf die Deckung der Produktionskosten durch die in den nächsten Jahren bei Zwischenhändler*innen zu erwartenden Preise ist nicht mehr realistisch. In den kommenden Jahren wird es wieder nur die eigenen Strukturen und Vermarktungswege geben, die gute Preise garantieren. Ich bin echt enttäuscht über die Kurzsichtigkeit der Mehrheit der Mitglieder, auch wenn ich verstehen kann, warum vielen Menschen ihr Hemd näher als ihre Hose ist.
Nun wurde in den COVID Jahren außerordentlich viel Kaffee gepflanzt. Dieser wir ab dem nächsten Jahr produzieren. Somit ist unsere Versorgung gesichert. Genauso gesichert ist aber aus dem gleichen Grund eine weltweite Überproduktion, die die Preise deutlich abstürzen lassen wird.
In Zahlen: 2021 produzierte z.B. die APECAP fast 7000 Zentner Kaffee. 2022 wirden nur etwas mehr 2000 Zentner vermarktet. Im Jahr 2023 gibt es wieder die Perspektive von 6000 bis 7000 Zentnern....bei der ACRIM sehen die Schwankungen noch größer aus.

Bei den Honeys ist es leichter und besser, da diese exklusiv zu hohen Preisen für uns produziert werden. Die Erntezusagen wurden von beiden Kooperativen erfüllt.

Schön zu sehen ist, dass die Jugendgruppen der Kooperativen stark gewachsen sind. In der APECAP gibt es nun 37 % Produzent*innen unter 29 Jahren, bei der ACRIM 20 %. Das sind extrem gute Zahlen im internationalen Vergleich. Kaffeeanbau scheint hier echte Perspektiven zu bieten. Wir dürfen also weiterhin gute Zusammenarbeit und den Bezug relevanter Mengen herausragenden Kaffees für die Zukunft erwarten.

Wir entwickelten in gemeinsamen Gesprächen auf dieser Reise Ideen für die weitere Verbesserung unserer Zusammenarbeit. Insbesondere bei den Themen Transparenz und Zertifizierungen haben wir viel vor.

Nach einem Mittagessen besprachen wir noch konkrete Ideen für die Verträge der Erne 2023 und fuhren dann los nach Cuenca wo wir mitten im historischen Zentrum voller Kolonialbauten ein Hotel gebucht hatten. Nach diesem sehr langen, und intensiven Tag (auch Fahrtintensiv mit zwei Andenüberquerungen) und 8 Stunden Fahrzeit ging meine gemeinsame Reise mit den Kolleg*innen der Avenir Rösterei zu Ende.

 

Ich selber werde morgen mit dem Bus über Guayaquil an die Küste ins Fischerdorf Olón fahren und dort noch zwei Tage am Strand spazieren gehen, baden und ganz viel Fisch essen. Das ist gut für mich. Ich bin ja ein Pinguin.