Ecuador 2022 (2)


Tag 12 (13. November)


Ein sehr ruhiger Tag nach den vielen Erlebnissen gestern. Morgens um 7 Uhr blieben wir unserem Ritual treu und gingen auf den hiesigen Markt Saft trinken. Dazu gab es viele Marktstände von Bäuer*innen zu sehen, die am Sonntag mit ihrer Ware in die Stadt kommen. Unter anderem kauften wir zwei Guabas und eine regionale Ananassorte. Ich trank zusätzlich zum Saft noch selbstgemachten Kakao (eigene Schokolade, eigene Milch und eigener Zuckerrohrsaft eines Bauern).
Um 8 Uhr fuhren wir mit zwei Pickups zur Finca vom Administrator der APECAP Camilo Luzuriaga. Er baut in der Nähe von Palanda ca. 6000 Pflanzen hochwertiger Varietäten an. Die meisten Pflanzen sind jung, werden aber auch nächstes Jahr ordentlich tragen. Wir stiegen mehr als 150 Höhenmeter auf der Finca sehr steil bergan. Diese Steilhänge hier sind üblich, es ist kaum möglich zu stehen und man rutscht ständig aus. Sogar jetzt in der Trockenzeit. Heute knallte die Äquatorsonne den ganzen Tag mit 30 Grad steil vom Himmel. Gut für die Trocknung von Kaffee, schwierig beim „Bergsteigen“.
Nach der Finca von Camillo besuchten wir noch seinen Nachbarn José. Auch hier sahen wir auf unserem Anstieg äußerst gut gepflegte Pflanzen bester Varietäten. Alle hier bisher besuchten Cafetales sind bestens gedüngt und die Pflanzen strotzen vor Kraft und Gesundheit. Auch hier sind die Pflanzen meist jung und nächstes Jahr wird wohl die dreifache Ernte im Vergleich zu diesem Jahr eingefahren. Wir wurden zu Hühnersuppe, Schweinefritada und leckeren Säften sowie Leche de Tigre (Milch, Zucker, Zimt, Zuckerrohrbrand) eingeladen.
Danach ging es in ein kleines Urwaldschutzgebiet mit angeschlossener Palmen- Orchideenplantage eines spanischen Migranten der hier seit 28 Jahren lebt. Sein „Park“ ist wunderschön, groß, wild und weitläufig und hat zwei Wasserfälle mit einem Bach in Trinkwasserqualität in denen gebadet werden kann. Das nutzte ich aus. Wir waren sehr viel gelaufen und dementsprechend erschöpft und verschwitzt.
Danach fuhren wir zurück ins Hotel nach Palanda, aßen ein Eis im kleinen Stadtpark und spazierten durch die Stadt in der typischen Ruhe und Gelassenheit eines sonntäglichen Nachmittags in einer tropisch heißen Kleinstadt mitten in den Anden.

 

Es ist für mich erleichternd zu sehen, dass auch hier die gesamte mit uns vertraglich vereinbarte Menge sehr hochwertigen Kaffees (227 Sack gewaschener Arabica und 150 Honey Arabica) kommende Woche komplett eingebracht sein wird. Von ingesamt 4000 durch die Mitglieder der Kooperative zugesagten Zentner Kaffee wurden durch die von mir in den vergangenen Tagen beschriebenen Schwierigkeiten und Probleme bisher nur 1800 eingebracht. Das entspricht einer miserablen Quote von 45 %. Wir bekommen jedoch 100 %. Das zeigt deutlich unseren Stellenwert und die Wertschätzung uns gegenüber als bester Kundin der APECAP. Im letzten Jahr wurden fast 7000 Zentner an die APECAP geliefert, für nächstes Jahr sind nun wieder mehr als 5000 geplant und errechnet.
Sehr schön zu erfahren war für mich, dass von den 202 Mitgliedern nun 75 Jugendliche sind. Das ist der höchste Anteil, den ich weltweit von einer Kaffeekooperative kenne. Leider gibt es nur 35 Frauen als Mitglieder mit leicht steigender Tendenz.