Ecuador 2022


Tag 8

Termine

 

Der letzte Tag in der Provinz Napo sollte der vollgepackteste Tag des ersten Teils unserer Reise werden. Nachdem der gestrige Tag wieder sehr ermutigend war, stand heute die Arbeit an Problemen an. Er versprach also anstrengend zu werden.

 

Vom Generalstreik gab es heute wirklich nur schlechte Meldungen. In der Nacht wurde bei Auseinandersetzungen zwischen Anwohner*innen und einem militärisch und polizeilich begleiteten Konvoi von 17 Tanklastern zu einer Erdölförderanlage bei Shushufindi in der Provinz Sucumbios (ja, genau dahin führt mich mein Reiseplan am Wochenende um Basisgruppen von ASOSUMACO zu besuchen) ein Militär getötet und 16 weitere verletzt. Ob das mit dem Generalstreik zu tun hat kann niemand sagen, Ecuadors Präsident Lasso war sich aber sofort sicher und setzte den Dialog mit den Streikenden kurzerhand aus. Ein schöner Vorwand um den Grund des Scheiterns der Lösungsfindung den Indigenen in die Schuhe schieben. Das Parlament findet das zwar doof und möchte den Dialog fortsetzen, ohne Präsident macht das aber keinen Sinn. Das Parlament debattierte heute auch weiterhin die Absetzung von Lasso. Also weiterhin Chaos und kein Ende in Sicht. Die Straßenblockaden und die Besetzungen dauern an.

 

Nachdem wir morgens einen langen Spaziergang zum Casa Bonuccelli, unserem Treffpunkt für die gemeinsame Fahrt mit Roberto von der ENGIM gemacht hatten, fuhren wir ins benachbarte Archidona (durch eine Straßensperre laufend) um uns mit Zacha Kuri zu treffen. Zacha Kuri ist die Vermarktungsorganisation des Volkes der Kichwa von Rukullakta (PKR). Über diese hatten wir in den letzten 4 Jahren unseren Kaffee von Waylla Kuri (der Kaffee- Produzent*innenkooperative der PKR) bezogen. Nun haben sich beide zerstritten und kaufen nun jeweils eigenständig den Rohkaffee der Kaffeebäuerinnen der PKR an und machen sich so Konkurrenz. Für uns eine sehr ärgerliche Situation, da wir sicherlich hier kein Öl ins Feuer gießen wollen aber trotzdem weiterhin von den PKR Strukturen Kaffee kaufen möchten. Wir hatten zu dem Thema auch schon gemeinsame Videokonferenzen, eine echte Lösung hier vor Ort gab es aber nicht. Sie arbeiten weiterhin nicht miteinander. Da wir als Quijote diesbezüglich ja eine klare  Einkaufspolitik haben, haben wir den diesjährigen Vertrag mit der Kooperative Waylla Kuri abgeschlossen. Wir akzeptieren allerdings beide Strukturen als legitime Selbstorganisation von Mitgliedern der PKR. Dies erklärten wir heute bei Zacha Kuri auch vor Ort.

 

Danach trafen wir uns in Rukullakta, dem "Eingangsort" ins selbstverwaltete 41.888 Hektar große Territorium der PKR, mit der gerade neu gewählten politischen Führung des hiesigen Volkes. Auch hier erklärten wir das Problem und unser Dilemma ausführlich und baten um Hilfe bei einer Lösungsfindung. Der Rat der PKR besteht mit Victor Shiguango (Präsident und Kuraka), Fredy Grefa (Wirtschaft), Kevin Chimbo (Waldbeauftragter) und Domingo Tapuy (Landbeauftragter) aus politisch sehr erfahrenen Leuten. Diese haben auch die unbeschränkte Autorität hier vor Ort. Wir betonten, dass nur in der Einigkeit eine Perspektive für unseren gemeinsamen Erfolg liegt und erarbeiteten ein paar Ideen. Diese werden nun mit den beiden leider konkurrierenden Organisationen und der PKR Führung in den kommenden Tagen diskutiert.

 

Nun ging es zurück nach Tena, um uns nach einem kurzen Mittagessen (Encebollada) mit den hier sehr engagiert arbeitenden NGOs Maquita und ENGIM (Italien) sowie der GiZ zu treffen und um zu sehen wie wir uns gemeinsam für den weiteren Erfolg unserer Partner*innenprojekte engagieren können. Die Arbeit dieser Organisationen müssen wir hier echt loben. Es ist konstuktiv, sehr fokussiert und gut koordiniert. Roberto d´Amato von der ENGIM hat uns auch hier vor Ort in den 7 Tagen sehr geholfen. Ohne ihn wären unsere Tage hier längst nicht so effektiv gelaufen.

Ein weiteres Treffen fand danach ebenfalls im Casa Bonucclelli statt. Es geht um die Schaffung klarer und nachvollziehbarere Kriterien für den Anbau in Chakras in der sogenannten "Grupo Chakra" sowie die eventuelle Einführung eines diesbezüglichen Siegels. Dazu werden wir demnächst bei Quijote ausführlich extra berichten. Ich bin der Meinung, dass dies der einzige wirklich nachhaltige Anbau von Kaffee sein kann.

Den letzten gemeinsamen Abend mit Michael verbrachten wir noch bei einem Getränk am Ufer des Flusses. Morgen geht es dann raus aus der Provinz Napo hinein nach Orellana in die Stadt Loreto um uns mit ASOSUMACO zu treffen.

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