Ecuador 2022


Tag 12

Unterschiedliche Konzepte

 

Die Matratze ist echt durchgelegen. Dass ich die dritte Nacht hier überhaupt ein wenig schlafen konnte, liegt nach elf echt anstregenden Tagen einfach an starker Müdigkeit. Der ohrenbetäubenden Straßenlärm der Monstertrucks, die die ganze Nacht ununterbrochen in 20 m Entfernung hier vorbeirasen ist auch echt nicht schön. Und das Scheinwerferlicht, das direkt auf mein "Bett" scheint ist eklig. Also stand ich wieder mal um 3 Uhr morgens auf und ging spazieren in der Dunkelheit am Dschungelfluss. Schöne Geräusche gibt es da.

 

Das Frühstück entschädigte. Bertha hatte gestern Abend mit ihrer Familie Humitas gemacht (Maisteig, gefüllt, in Maisblätter gewickelt und gegart) und mit Käse gefüllt. Käse gibt es erst seit gestern wieder, sonst hätte es die Humitas schon einen Tag früher gegeben. Zum Frühstück gab es sie aufgebraten und dazu einen leckeren Zimt-Sternanis-Sud. Wir mich kennt, weiß ja dass ich keinen Kaffee trinke.

 

 

Ich hatte mich noch mit der benachbarten Kaffeekooperative "Sinchi Chakra Warmi" verabredet. Sie besteht aus gut 10 Frauen, die aber eine erstklassige Qualität anbauen. Ich traf mich mit Thalia, der Verwalterin und Qualitätsmanagerin. Sie kümmert sich erstklassig um die agronomische Betreuung und Beratung der Kichwa-Frauen. Alle Kaffees werden auch hier in Chakras angebaut. Die Kaffees kommen schon sehr gut selektiert bei der Kooperative an und werden dann nochmal auf ausschließlich reife Kirschen nachsortiert. Diese werden dann im Naturalverfahren in ganzer Frucht langsam und sorgfältig getrocknet. Das Ergebnis sind sehr gute Robusta-Microlots. Leider sind ASOSUMACO und diese Kooperative zerstritten, ihre Konzepte würden sich eigentlich sehr gut ergänzen. ASOSUMACO mit hochwertigen Kaffees in relevanten Mengen und Chakra Warmi mit sehr kleinen Mengen in außergewöhnlich hoher Qualität.

 

 

Ich verabschiedete mich bei den Freund*innen von ASOSUMACO und machte um 10 Uhr morgens Feierabend um mir ein Transportmittel nach Westen zu besorgen. Ich hatte Glück, nach 10 Minuten kam ein halb besetztes Taxi und nahm mich die ersten 75 km mit zu einer großen Straßenkreuzung. Dort hatte ich nach weiteren 15 Minuten wieder Glück und ein privater Pickup hatte noch zwei Sitzplätze frei. Das ist genau die Situation vor der das Auswärtige Amt Reisende immer warnt... Also bitte nicht nachmachen, wenn ihr euch hier nicht gut auskennt. So war ich rasend (ja, im Sinne des Wortes) schnell nach 3 1/2 Stunden (statt in 5 3/4 Stunden mit dem "Express"-Bus) in Papallakta. Papallakta ist weltbekannt als das mit 3300 ÜNN höchstgelegene Spa der Welt. Der Vulkan sorgt für riesige Mengen heißen Wasser und befüllt zig wunderschöne Thermalbecken in einer erstklassig befüllten Anlage. Sie ist für sehr kleines Geld für die Öffentlichkeit zugänglich. Das macht sie zu einem sehr beliebten Ausflugsziel für die Einwohner*innen des nur 70 Autominuten entfernten Quito. Ich lag stundenlang alleine in einem Kleinbecken in das über Natursteine und durch dichte Vegatation voller Kolibris heißes Wasser hinablief.

 

Extrem entspannt lief ich zu meinen Hotelchen zurück und aß unterwegs in einen kleinen Restaurant die hiesigen Spezialitäten: gekochte dicke Bohnen mit Käse und eine gegrillte Forelle. Die gibt es hier aufgrund der unzähligen Gebirgsbäche reichlich. Todmüde fiel ich anschließend ins Bett.