Ecuador 2022


Tag 10

Entspannung überall, auch bei mir

 

Ich habe mein kleines einfaches Zimmerchen bei ASOSUMACO bezogen, sonst können hier Mitarbeiter*innen schlafen. Eine alte Matratze auf einem Lattengestell, ein Klo und eine Dusche. Und ein hier momentan notwendiger Standventilator. So bin ich nun auch nachts von Kaffee umgeben. Das ist gut und gefällt mir. Aufgrund des Generalstreiks ist es hier direkt an der Hauptstraße auch schön ruhig gewesen. Das sollte sich im Laufe des Tages ändern.

 

Die Regieung und die Aufständischen unter Führung des indigenen Dachverbandes CONAIE haben eine Einigung unterschrieben. Diesel wird nun noch billiger, der Ausnahmezustand wird per sofort wieder aufgehoben und über die anderen bisher nicht erfüllten Forderungen wird in den kommendnen 90 Tagen diskutiert. Wenn diese nicht zur Zufriedenheit geklärt werden wird dann Ende September weitergestreikt. Ab dem Nachmittag waren alle Straßensperren im Land aufgehoben, der Verkehr ist wieder komplett da. Die Straße tierisch laut.... das Schlafen wird also deutlich schwieriger (ich habe mir Schlaftabletten gekauft), das Reisen deutlich leichter.

 

Morgens fuhren Wilson, Mario (Fahrer und Kaffeefachmann) und ich los und besuchten 8 Fincas in der Gegend nördlich von Loreto an der Grenze zum Sumaco (Vulkan) Nationalpark. Wir sahen uns beeindruckend alte Kaffeesträucher (eigentlich Bäume) an, die mit ihren 30 Jahren immer noch sehr viel Kaffee in guter Qualität tragen. Die allerdings so hoch sind, dass eine Leiter benötigt wird...

Wilson besprach sich jeweils mit den Leiter*innen der jeweiligen Produzent*innen-Gruppen in den Microregionen und erläuterte mit mir das Konzept des Ankaufs der reifen Kirschen für Quijote zu besonders hohen Preisen und die Bedingungen für den Ankauf (Bioproduktion usw.). Desweiteren stellten wir Saatgutprojekte und Agroforstprojekte vor, die ASOSUMACO gemeinsam mit eigenen Agronomen und der GiZ durchführen wird. Mit der GiZ Projektleiterin werde ich mich am kommenden Montag in Quito treffen. Einige zeigten sich sehr interessiert an diesen potentiellen Kooperationen. Das ist gut zu sehen. In der letzten 3 Jahren sind hier pandemiebedingt, wie überall, viele Strukturen eingeschlafen, kaputtgegangen und konnten nicht richtig gepflegt werden. So entstehen auch für ASOSUMACO neue Möglichkeiten.

 

In den Ausläufern des Nationalparks machten wir Rast an einem wunderschönen Fluss Payamino der hier schon sehr breit vom sehr regenreichen SUMACO herunterfließt. Dort sah ich das erste Mal in meinem Leben am Ufer des Flusses einen Amazonas-Riesenotter. Danach ist unser Quietschotter benannt. Ist das nicht niedlich? Nachmittags machten wir mit den neuen Angestellten von ASOSUMACO noch ein paar Übungen im Selektieren von Kaffee und einen kleinen Spaziergang im brütend heißen Loreto wo wir uns noch ein wenig am Fluss erfrischen konnten.

 

Morgen werden wir die Gunst der Stunde nutzen und schon um 4 Uhr Morgens losfahren (die Straßen sind endlich frei) um in weit entfernten, mir bisher unbekannten, Gegenden Produzent*innen zu besuchen.

 

Weiter zu Tag 11>>>