Ecuador Tag 4, 23.06.2015


Stefan bereite uns wie schon gestern zum Frühstück einen eigenen Kaffee zu. Das ist sehr gut, denn hier sollte man wirklich nirgendwo Kaffee trinken. In der hiesigen Gastronomie gibt es in Ecuador hergestellten Instantkaffee aus vietnamesisch-elfenbeinküstisch-indonesischen "Kaffee"abfällen.

Aber die kolumbianischen Arepas (in der Pfanne gebackene Maismehlfladen mit Käse) und die Milchshakes aus Avocado oder Maulbeere-Honigmelone gibt es vor der Haustür. Guter Morgen!


Wir hatten uns für die Fahrt nach Ahuano, dem Sitz der Kooperative Jatari mit Guido Farfan verabredet. Er arbeitet für die nationale NGO MCCH, welche im Auftrag der europäischen Union und der Regionalregierung unsere beiden Robustakooperativen unterstützt.

Nach Ahuono kamen wir in einer einstündigen Autofahrt nach Osten, flussabwärts den Rio Napo entlang durch viel Sekundärwald und durch viele kleine Kichwa-Dörfer.


Am Ende der Straße nach 50 km, hinter dem ins Nichts gebauten internationalen Flughafen (hier landete seit der Eröffnung vor 2 Jahren einmal ein großer Jet, nämlich anläßlich der Eröffnung der Jet des Präsidenten, seitdem steht er bis auf 3 wöchentliche Flüge mit Minipropellermaschinen leer und wird von 50 Personen unterhalten und bewacht...) gibt es einen kleinen Flusshafen namens La Punta. Hier fährt eine kleine Flussfähre Autos und viele Motorknaus Passagiere über den Fluss. Und schon sind wir im Dorf Ahuano.


Wir wurden von 15 Bäuerinnen und Bauern begrüßt und uns wurde der sehr professionelle Neubau eines Nassbeneficios, ähnlich wie bei Rukullakta, nur etwas kleiner, gezeigt.

Nachdem in den letzten Jahren häufig Säcke von den Höfen der Farmer geklaut wurden und die Verarbeitung mit sehr rudimentären Geräten geschehen musste ist dies ein riesiger infrastruktureller Fortschritt.

Gleich hinter dem Beneficio gibt es ein kollektiv betriebenes Kaffeefeld der Kooperative. Hier wird mit verschiedenen Pflanzen experimentiert. Unter anderem mit Arabicapflanzen, die die Regierung bzw. das Landwirtschaftsministerium als Jungpflanzen zur Verfügung gestellt hat. Die Regierung schlägt neben dem Anbau von Arabica in 500 m Höhe bei durchschnittlichen 30 Grad und 100 % Luftfeuchtigkeit auch den massiven Einsatz von Pestiziden und künstlichem Dünger vor. Die Genossinnen und Genossen von Jatari experimentieren zwecks Diversifizierung gerne mit Arabica, bekamen von uns aber ihre eigene Skepsis bestätigt und lehnen den Einsatz von Giften, auch wenn sie noch als "Geschenk" daherkommen absolut ab.

Daneben wird das kollektive Feld auch als Schulungsraum benutzt.


Zum Thema Landbesitz ist auch noch Spannendes zu berichten: das bearbeitet Land gehört nicht den jeweiligen Betreibern und Bewohnern, sondern der Gemeinde, also dem "Volk". Das Land wird dem Einzelnen nur überlassen.

Im Gespräch mit den Anwesenden stellte sich schnell heraus, wo in den letzten Jahren das Problem lag. Neben der fehlenden Infrastruktur fehlte hier auch die organisatorische Struktur. Der ehrenamtliche Präsident Juan Andi machte alles alleine, war damit aber deutlich überfordert. Es wurde nun beschlossen, dass sich die Kooperative bei einem Treffen am kommenden Sonntag nach dem Vorbild von Rukullakta organisert. Es wird eine Wahl des Vorstandes, des Präsidenten, des Direktors und des Kassenwartes geben. Hier sollen alle 4 Posten paritätisch mit zwei Frauen und 2 Männern und diese aus 4 Dörfern stammend besetzt werden. Hierzu bekommt Jatari auch Schulungen (Buchhaltung und Transparenz) von der MCCH.

Wir erwarten uns von dieser Veränderung eine deutliche Verbesserung vor allem in der Kommunikation mit der Kooperative, aber auch eine verbesserte Kontinuität in der Arbeit.

Wir besuchten auch bei Jatari noch zwei Chacras bevor wir uns auf den Weg zurück machten.

Ich bin guten Mutes, dass sich Jatari ähnlich positiv wie Rukullakta entwickeln könnte.

 

Auf dem Rückweg besuchten wir noch das kleine Amazonashafendörfchen Misahualli. Hier gibt es im von 65 Kanupiloten kooperativ betriebenen Hafen einen schönen kleinen Strand am Zusammenfluss zweier Flüsse. Hier setzten wir uns bei einem eiskalten Bier hin und besprachen den Tag.

 

Zurück in Tena gingen wir wieder in die Stadt, tranken Naranjilla-Milchshakes und aßen vegetarische mexikanische Tacos sowie weitere Arepas und gegrillte Maiskolben.