Tag 1 Guatemala (19.10.2016)


Wie immer geht es früh los, um 6:50 hebt der Flieger ab, also steht der Wecker auf 4:45 Uhr.

 

Nach anstrengenden Tagen im Büro ist die Aussicht auf 20 Stunden Fliegen inklusive Filme schauen und Abwesenheit von Telefon und Internet ziemlich attraktiv.

Voraussichtlich einziger Wehmutstropfen: das Essen und Trinken im Flugzeug.
Pingo hat dies bezüglich ja schon eine Theorie aufgestellt, Stichwort „Orangensaft und Weltall“.

 

Unsere Partner von APPAECE in Guatemala zu besuchen bedeutet dieses Mal an Zwischenstopps für mich folgendes: Hamburg-London, London-Dallas, Dallas-Guatemala Stadt.

 

Auf dem Flug nach Dallas sitzt neben mir ein ca. 70 jähriges Ehepaar aus Dallas: Beide sehr an Kunst interessiert, während des Fluges haben sie sich abwechselnd und stundenlang mit dem Buch "Modern Mexican Artists" von Carlos Merida "und "A Book of Old English Ballads" von George Wharton Edwards amüsiert– ich habe in beide mal reingeschaut und dachte nur: Ich muss mein Hirn auch mal wieder etwas fordern außerhalb von Kaffee.

 

Aktuell steht mir jedoch eher der Sinn nach sinnloser Unterhaltung: Batman, Star Trek und das Dschungelbuch sind genau das Richtige dafür.

Essen im Flugzeug

Absoluter Tiefpunkt des Fluges ist das sogenannte „grilled Cheese-Sandwich“. Vom Aussehen her eher altes Dönerbrot, nur als Rechteck – zwei Scheiben - dazwischen geriebener Käse und als Krönung auch noch etwas Käse obendrauf. Das Ganze wird lauwarm serviert, was den pappigen Charakter des Teils noch unterstreicht. Jeder der mich kennt weiß: ich liebe Käse in jeder Form und bin auch mit billigem Zeug sehr zu erfreuen, aber dieses Ding wandert nach zwei Bissen angewidert in die bunte Pappschachtel zurück.

 

So jetzt habe ich auch mal wieder etwas zu ekligem Flugzeug-Fraß geschrieben, damit soll es genug sein.

Ankunft in Guatemala Stadt

Insgesamt sind die Flüge total belanglos und stressfrei. Um 19:03 Uhr Ortszeit landet der Flieger in Guatemala Stadt – zum zweiten Mal in diesem Jahr gehe ich durch die Kontrollen und zerre meinen „Duffel“ durch die Gegend.

 

Draußen angekommen, hoffe ich ein Schild vom Hotel zu sehen. Pingo hat extra noch einmal das Hotel angeschrieben und die Abholung erneut beauftragt. Doch wie schon erwartet sind nur Schilder da mit Namen wie Nugyen, Caspar, Mathilda etc. - die Mehrheit der Leute wartet jedoch augenscheinlich auf geliebte Angehörige mit glitzernden Ballons, Babys im Arm und älteren Herrschaften am Krückstock und Bundfaltenhose oder auch mal in traditioneller Bekleidung.

 

Bevor ich jedoch mein Telefon zücken kann, ruft jemand von der rechten Seite des Ausgangs „Steffi“ und ich entdecke Willi. Willi unterstützt bereits seit zwei Jahren APPAECE im Auftrag von FUNDAP, einer Organisation die zum Teil durch die Europäische Union gefördert wird.

 

Der Präsident von APPAECE hatte Willi gebeten nach uns zu schauen, nur für den Fall, dass wir etwas benötigen. In Anbetracht der Tatsache, das Willi in San Marcos wohnt, was ca. 4,5 – 5 Stunden fahrt bedeutet, ist dies eine wirklich großartige Sache.

 

Nach herzlicher Umarmung und „Que tal?“ und „Muy Bien!“, fragt mich Willi wann Gerrit landet.

Warten, warten, warten...

Im Gegensatz zu anderen Reisen, haben wir dieses Mal getrennte Flüge, da jeder von uns nach Guatemala andere Länder besucht: Ich Honduras (COMSA) und Gerrit Mexiko. Da ich darauf nicht wirklich vorbereitet bin, sage ich ca. 22:30 Uhr – Eigentlich sind wir im Hotel verabredet.

 

Willi zögert kurz und erklärt mir dann, das aufgrund der Entfernung zum Hotel und dem frühabendlichen Stau es leider nicht möglich ist, mich ins Hotel zu bringen und danach Gerrit abzuholen und so weiter. Hört sich auch total logisch an. im Umkehrschluss bedeutet es aber leider auch, 3 1/2 Stunden am Flughafen rumzuhängen und dieses Exemplar hier ist nicht gerade vollgestopft mit Möglichkeiten. Dank Bier, Kuchen, Handyfotos, Klatsch und Neuigkeiten aus dem engeren Umfeld, Saft, mehr Kuchen und gefühlten 10 Runden: vom kleinen Bistro, über den Parkplatz hin zum obersten Parkdeck mit Aussicht auf die landenden Flugzeuge vergehen die Stunden.

Flughafen Guatemala Stadt - Blick vom Parkdeck nach links.
Flughafen Guatemala Stadt - Blick vom Parkdeck nach links.
Flughafen Guatemala Stadt - Blick vom Parkdeck nach rechts
Flughafen Guatemala Stadt - Blick vom Parkdeck nach rechts

Die Überraschung des Tages

Die Ausgangstüren öffnen sich und um 23:15 Uhr können wir Gerrit begrüßen. Zur großen Überraschung des Tages wird, der Anblick eines sehr gestriegelten und ohne Basecap behüteten Genaros, der Präsident der APPAECE hat extra die Schul-Abschlussfeier seiner Enkelin frühzeitig verlassen um uns „Hallo“ zu sagen. Mehr geht echt nicht.

 

Nach über 25 Stunden auf den Beinen ist der kurzfristig erzeugte Energie - und Freudenschub jedoch nur eine Sache von ca. 5 Minuten, dann gewinnen Müdigkeit und der sehnliche Wunsch nach einer heißen Dusche wieder die Oberhand.

 

Gemeinsam mit Genaros Schwiegersohn wird kurz beraten, welcher der schnellste Weg zu unserem Hotel ist. Dieses Mal liegt unser Hotel in der Zone 2.

Die dunklen Gassen und Lichtkegel der noch spärlich fahrenden Autos kommen und gehen, ohne das ich sie wirklich wahrnehme.

Selbst der Wunsch mit Genaro zu sprechen, verliert sich nach scheinbar drei Sekunden, mir fallen einfach immer wieder die Augen zu.

  

Um Punkt 12:00 Mitternacht erreichen wir schließlich das Hotel, was eigentlich nicht gut ist, den bis um Mitternacht ist die Rezeption nur besetzt, was durchaus bedeuten kann, wir stehen vor verschlossener Tür. Undenkbar im Moment für mich! Gerrit hastet aus dem Auto und klingelt und klopft im Akkord und die Tür öffnet sich.


Wir sehen anscheinend so fertig aus, das Ausweise vorzeigen entfällt, nur kurz in das Auftragsbuch Namen, und Kontaktdaten eintragen und Schlüssel und WLAN-Code in die Hand.

 

Gerrit und ich verabschieden uns von Willi, Genaro und seinem Schwiegersohn und verabreden uns zum telefonieren um alles weitere zu koordinieren. 

Auf das Frühstück legen Gerrit und ich uns in einer Sekunde fest: 9:00 Uhr.

 

Eine Treppe noch und ich öffne die Tür zu einem echt erstaunlichen Zimmer, es ist groß, ca. 25 qm , was echt gigantisch ist für 40 € in dieser Stadt. Und das sich darin befindende Kingsize Bett ist einfach nur wunderschön. Das kalte Wasser im neugefließten Bad, stört mich im jetzigen Zustand nicht mehr. Noch zwei Mails verschicken und dann Licht aus.